15_10_2015

 

Neulich auf Semager…

machte ich eine interessante Entdeckung. Ich war auf der Suche für einen Text in diesem Literaturblog nach verwandten Begriffen zu Autorenblog, Autoren, Roman, Bücher, Schriftsteller und Ähnlichem. Verwenden wollte ich diese Begriffe, damit diese Website hier von Menschen gefunden wird, die mich nicht kennen, aber sich für Literatur interessieren. Die Website Semager sucht und listet rund um einen Begriff semantisch verwandte Worte und Wortgruppen, die sie den im Internet eingestellten Texten entnimmt. Zu jedem Begriff wird die Häufigkeit, mit der der gelistete Begriff auftaucht, in einem Prozentsatz angegeben.

Auch die Begriffe Lyrik und Prosa gab ich in der Suchmaske ein, denn damit beschäftigt sich mein Literaturblog "charly steiger schreibt" in erster Linie. Auf meiner Homepage "charly steiger schreibt" möchte ich eigene Texte veröffentlichen (und vielleicht später meinen Roman), ausgesuchte Erzählungen, kurze Essays und alles, was ich gerne mit euch und meinen zukünftigen Lesern und Leserinnen teilen möchte.

Bei allen Eingaben, die ich bei Semager machte, fand ich stets Namen bekannter Autoren und Autorinnen wie Günter Grass oder Heinrich Böll, mithin der Grauen Eminenz der Literaturszene.

Unter dem Begriff Lyrik erschien auch der Name Kurt Drawert. Mit 69 Prozent. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn Kurt Drawert ist ein exzellenter Lyriker (und ein wunderbarer Mensch ohnehin) und hat gerade seinen neuen Band mit Essays "Was gewesen sein wird" in seinem Verlag C. H. Beck veröffentlicht.

Bei der Eingabe des Begriffes Prosa allerdings war ich überrascht: Kurt Drawerts Name fand sich an der Spitze der Liste "eingehende Wortbeziehungen". Vielleicht, weil er den Ingeborg-Bachmann-Preis gewonnen hat? Oder sein Buch "Ich hielt meinen Schatten für einen anderen und grüßte" vielen in der Literaturszene in Erinnerung geblieben ist? Doch beide Ereignisse, Preis und Veröffentlichung, liegen bereits einige Jahre zurück – und werden für die mediale Zeitbestimmung des Internets zu einer weniger relevanten Information. Was lange besteht, verliert hier an Wert. Geschichte, geschrieben, geloggt. Und es lesen online nur wenige Menschen Lyrik. Moderne Lyrik. Wie die von Kurt Drawert. Der Zugriff auf Seiten, die darauf verweisen, dürfte sich in Grenzen halten.

Möglicherweise ist das auch eine Generationenfrage: Wird heute nicht eher ein Literaturblog verfolgt als in Büchern gelesen? Oder gar selbst gebloggt und rebloggt und re-rebloggt? Der Büchermarkt wandelt sich, E-Books werden zunehmend erfolgreicher, aber das aufkommende Interesse betrifft nur ein bestimmtes Segment der Literaturen. Einen Großteil der Internetliteratur, bei der die Autoren und Autorinnen selbst für das Gelesenwerden sorgen, betrifft dies eher nicht. Verlage bedienen sich zwar gelegentlich – doch nur dann, wenn ein Roman, eine Erzählung oder ein Blog einer Autorin, eines Autors besonders viel "traffic" generiert. Gedichte, Poesie – das ist im Internet wie in den Medien und selbst in Literaturzeitschriften nicht gerade ein Garant für hohe Leserzahlen. Zu klein ist der Zirkel derjenigen, die sich dafür interessieren. Hat ein Literat, eine Literatin also bereits viele Leser auf ihre Internetseite locken können, ist das Risiko einer Publikation, die ihre Leser nicht findet, die sich nicht verkauft, für die Verlage geringer.

 

Genreliteratur hat es leichter, viele Menschen anzusprechen – im Internet wie im realen, also auf Papier gedruckten Teil des Büchermarkts. Während man mit einem solide geschriebenen Buch wie einem Krimi, einem Thriller oder einem erotischen Roman im weltweiten Netz durchaus beachtlich viele Leser und Leserinnen ansprechen kann, ist der Zugang ins Web zwar für Dichter ähnlich (un)aufwendig, führt aber zu deutlich geringeren Leserzahlen.

Zudem befinden sich die traditionellen Formen der Rezensionen neu erschienener Bücher in einem stetigen Wahrnehmungsverlust. Mit der Krise der Zeitungen und der Literatur-Zeitschriften im Besonderen werden die Möglichkeiten, Literatur als Kunstform zu öffentlicher Aufmerksamkeit zu verhelfen, immer geringer. In Printmedien wie im Radio sind das Gedicht und die Kurzprosa nahezu verschwunden, einige wenige Literatursendungen im Fernsehen fristen ihr Nischendasein, sind aber häufig nur das Sprechen über Geschriebenes und kommen ohne Textbeispiele aus. Wie also kommt die moderne Lyrik an ihre Leser? Über den Literaturblog? Vielleicht. Es ist der Weg, den ich zurzeit untersuche. Ich habe keine konkreten Absichten, ich wünsche mir interessierte Leser und Leserinnen, aber ich genieße hauptsächlich, mir selbst mit "charly steiger schreibt" und meinem Autorenblog einen Anlass geschaffen zu haben, regelmäßig zu veröffentlichen. Falls Ihr es bis hier hin geschafft habt: Bitte weiterlesen. Egal wo. Ich freue mich aber, wenn ihr es auch auf diesen Seiten tut.


12_10_2015

Das hatte ich mir anders vorgestellt.
Ich hatte nicht erwartet, dass mein erster Logbucheintrag ein SEO-optimierter Text sein würde. Ein Text, dessen einziger Sinn darin bestünde, Neugierige auf diese Seite zu leiten, sobald sie "charly steiger schreibt" in die Suchmaske einer bekannten Suchmaschine eingeben.

Seit Jahren schreibe ich SEO-optimierte Texte für Websites. Texte, die mitunter niemand liest außer Google und dessen Inhalt sich an den Suchalgorithmen dieser Suchmaschine orientieren. Haupt- und Nebenkeywords entscheiden darüber, ob und an welcher Stelle eine Seite in den Suchergebnissen des Datengulps gelistet – und damit gefunden – wird. "charly steiger schreibt" wird nicht gefunden.

Ich stoße, wenn ich "charly steiger schreibt" eingebe, auf Ergebnisse, die mich überraschen. Menschen, die mich in Interviews erwähnt haben. Museen, die mich als mögliche Künstlerin für ein Projekt ausgesucht hatten. Menschen, die von meiner Homepage als bildende Künstlerin Bilder kopiert und in ihren Seiten eingestellt haben. Netterweise mit Nennung der Quelle. Alte Veranstaltungshinweise, die im Netz das beworbene Ereignis überlebt haben. Überall kommt eine Komponente von "charly steiger schreibt" vor, die die jeweiligen Seiten bei meiner Sucheingabe auf die ersten zwei Seiten bringt. Leider nicht diese hier. Die Seite "charly steiger schreibt" bleibt verschollen, kann nur von denen gefunden werden, die nicht suchen. Auch nicht gut.
Ich habe nicht häufig genug "charly steiger schreibt" auf dieser Website eingebaut.

Neben der Keyword-Häufigkeit (optimal: zwischen einem und zwei Prozent) bewertet Google auch die Aktualität der Texte. Das führt zu der absurden Situation, dass auch jene Texte, die sehr gut und informativ geschrieben sind, regelmäßig ausgetauscht werden müssen. Auch der perfekte Text wird wieder verschwinden. Und einem neuen Text, der nichts Neues, sondern alles nur anders sagt, weichen.

Je weniger Formulierungen in diesem Text verwendet werden, die sich bereits in anderen Texten finden – die Autoren von SEO-optimierten Texten sprechen dabei oft von "Einzigartigkeit" –, desto wohlwollender fällt das Ranking bei Google (und wahrscheinlich auch den anderen Suchmaschinen wie Bing, Yahoo etc.) aus.

Ich brauche also einen Text, der keinem anderen im Internet eingestellten gleicht, der möglichst oft semantisch plausibel "charly steiger schreibt" enthält und recht neu eingestellt ist. Damit ihr mich findet. Damit ihr lest. Alles – nur nicht diesen Text.